 Die Mahnwachenden der 213. Woche vor der WHO
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Nach wiederholten Anfragen bei der WHO und dank der Hartnäckigkeit der Mahnwachenden (die seit dem 26. April 2007 in der Nähe des WHO-Sitzes in Genf stehen), war die WHO damit einverstanden, das Kollektiv „IndependentWHO zu treffen.
Andere Gruppen und Vereine hatten in der Vergangenheit schon Gespräch mit der WHO (Laden Sie das Protokoll des Gesprächs WHO/PSR-IPPNW Schweiz und WILPF vom 18. Juli 2002 herunter),
Es war jedoch das erste Mal, dass die WHO sich bereit erklärte, mit „IndependentWHO zu reden. Als erster Gesprächstermin waren die letzten beiden Juniwochen angedacht. Das Gespräch fand dann am 2. Juli 2009 mit Frau Dr. Maria Neira als Vertreterin von Frau Dr. Chan, der WHO Generaldirektorin, statt. „IndependentWHO gab dieses Gespräch die Möglichkeit, folgende 10 Schlüsselfragen (die vorab durch ein Schreiben an Dr. Fukuda -
Lesen Sie unser Schreiben an Dr. Fukuda von der WHO-) der WHO übemittelt worden waren, zu stellen :
| 1) Wie sieht die WHO die Bilanz von Tschernobyl nach 23 Jahren? |
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1a) In Ihrer gemeinsamen Pressemitteilung mit der IAEO vom 5. September 2005 sprechen Sie von ungefähr 50 Toten infolge der Verstrahlung. Wie erklären Sie den Unterschied zwischen Ihren Schätzungen und denjenigen des leitenden russischen Arztes, der in einer Konferenz in Kiew im Juni 2001 erklärte: „Von den 184.175 beim Gesundheitsministerium registrierten Liquidatoren sind 10% bereits tot und 30% sind invalide. |
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1b) Herr Couchepin, Gesundheitsminister der Schweiz, hat in einem an CONTRATOM gerichteten Brief (08.06.2007) bestätigt : Leider wurde bei der Vorstellung der drei Berichte der UN-Organisationen WHO, IEAO und UNEP(1), ein beschönigendes Bild des Unfalls durch die Berichterstatter der WHO gemacht. Die WHO ist sich dieser Situation bewusst und hat korrigierende Maßnahmen eingeleitet. Welches waren die seither von der WHO eingeleiteten Maßnamen, um „das beschönigende Bild des Unfalls zu „korrigieren ? |
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1c) Herr Couchepin schreibt in einem Brief an CONTRATOM (14.04.2009) unter Bezugnahme auf Schätzungen der Gesundheitsfolgen des Unfalls in Tschernobyl : „Das IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz) selbst ist mit diesen Ergebnissen nicht zufrieden. Deswegen wird es das Projekt ARCH (Agenda for Research on Chernobyl Health) der Europäischen Kommission koordinieren. Dieses hat zum Ziel, die Forschung der Gesundheitsfolgen des Unfalls von Tschernobyl zu untersuchen und auszuwerten.. Könnten Sie uns erklären, warum das IKRK nicht mit diesen Ergebnissen zufrieden ist? Warum wurde dieses Forschungsprojekt erst 23 Jahre nach dem Unfall ins Leben gerufen?.
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| 2) Mit Bezug auf die letzte Pressemitteilung der UNO vom 24. April 2009 möchten wir Sie fragen, wie ihre Definition der „Opfer von Tschernobyl aussieht? |
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2a) Was verstehen Sie unter „ein normales Leben leben in den verseuchten Zonen? Aufgrund welcher medizinisch und wissenschaftlich verifizierten Grundlage halten Sie dies für möglich?
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| 3) Was empfiehlt die WHO hinsichtlich der Betreuung und der Versorgung der noch lebenden Liquidatoren? |
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3a) Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass diese große Menschengruppe nie Gegenstand epidemiologischer Studien seitens der WHO war?
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| 4) Wie sehen die Maßnahmen aus, die gemäß der WHO ergriffen werden müssten, um die Bevölkerungen – insbesondere die Kinder – zu schützen, die durch Radionuklide verseuchte Nahrung verzehren? |
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4a) Wie sieht die Position der WHO aus hinsichtlich der Verwendung von Pektin zum Schutz der Kinder vor Radionukliden, so wie es vom Institut Belrad in Weißrussland praktiziert und von den russischen und ukrainischen Gesundheitsministerien empfohlen wird?
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| 5) Wie sieht die aktuelle Position der WHO aus hinsichtlich der Wirkung von schwach dosierten Radionukliden, die über die Nahrung aufgenommen werden |
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5a) bei Modellen zur Dosis/Wirkung. |
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5b) bei interner Radioaktivität. |
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5c) bei der Frage der Schwellenwerte.
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6) Das Projekt ARCH/CIRC (IARC) wird sich um Krebserkrankungen kümmern. Was gedenkt die WHO zu unternehmen, um einen Forschungsplan aufzustellen, der sich neben den Krebserkrankungen noch anderen körperlichen Krankheiten zuwendet?
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| 7) Über welche Kompetenzen verfügt die WHO (in Genf) heute im Bereich ionisierender Strahlung und Gesundheit? |
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7a) Wer kümmert sich um folgende Gebiete: elektromagnetische Felder, Handies und Kernenergie (da die technischen Abteilungen von RAD nicht mehr existieren)? |
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7b) Über welche akademischen Qualifikationen verfügen diese Personen? |
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7c) Welche Aktivitäten und Forschungsprogramme hat die WHO in jedem dieser Bereiche; wie sehen die Budgets dafür aus und wie werden diese finanziert?
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8) Welche Vorschläge macht die WHO aufgrund der Erfahrungen mit Tschernobyl, um die Gesundheits- und Umweltfolgen bei einem großen Atomunfall zu meistern?
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| 9) Warum wurden die Protokolle der WHO-Konferenzen von 1995 und 2001 nicht veröffentlicht? |
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9a) Was antworten Sie Dr. Nakajima, der in einem Dokumentarfilm des Italienisch-schweizerischen Fernsehens („Controverses Nucléaires) erklärt, dass die Nichtveröffentlichung der Protokolle von 1995 dem Abkommen zwischen IAEO und WHO zuzuschreiben ist? |
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9b) Könnten Sie uns Kopien der Protokolle der internationalen Konferenzen über die Folgen der Katastrophe von Tschernobyl von Genf (1995) und von Kiew (2001) übergeben?
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| 10) Beabsichtigt die WHO eine Revision des Abkommens vom 28. Mai 1959 (WHA 12-40), das, so wie es jetzt ist, die Abhängigkeit der WHO von der IAEO möglich macht? |

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Kollektiv IndependentWHO Correspondant : Éric Peytremann 54 rue Ernest-Bloch CH- 1207 Genf |
Dr Keiji Fukuda Assistant Director-General World Health Organization 20 Avenue Appia CH-1211 Geneva 27 Switzerland
Genf, den 3. Juni 2009 |
Betreff: Diskussion mit dem Kollektiv „IndependentWHO
Sehr geehrter Herr Dr. Fukuda,,
bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 24.04.2009 und Ihre E-Mail-Nachricht vom 04.05.2009 schlagen wir als Termin für ein Treffen Dienstag, den 23. Juni um 14 Uhr oder ein anderes Datum in den letzten beiden Juniwochen 2009 vor.
Wir würden uns freuen, mit Frau Dr. Maria Neira als Vertreterin von Frau Dr. Chan über die Stellung der Weltgesundheitsorganisation zu allen Gesprächspunkten zu diskutieren.
Um diese Gelegenheit bestmöglich zu nutzen, fügen wir eine Liste mit Fragen bei, die als Grundlage unserer Diskussionen dienen können. Gleichfalls legen wir zur Erinnerung das Protokoll des Treffens zwischen der WHO – Dr. David Nabarro, Exekutivdirektor – und PSRI/IPPNW Schweiz sowie WILPF über die medizinischen Folgen der Katastrophe von Tschernobyl bei. Dieses Gespräch fand im Juli 2002 statt.
Wir beabsichtigen, vom bevorstehenden Gespräch ein genaues Protokoll anzufertigen und möchten diesbezüglich gerne wissen, ob Sie uns die Verwendung eines kleinen Aufnahmegerätes gestatten könnten. Sollte dies nicht möglich sein, werden wir uns mit handschriftlichen Notizen begnügen.
Wir beabsichtigen, mit 4 oder 5 Mitgliedern von IndependentWHO, die verschiedene Vereine repräsentieren, zu kommen. Wir werden unsere Fragen auf Französisch und Englisch stellen. Dagegen sollte die Diskussion auf Französisch stattfinden, da einige unserer Vertreter nicht fließend Englisch sprechen.
Mit freundlichen Grüssen,
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Éric Peytremann für IndependentWHO |
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